eine Geschichte von Beate Waltrup
Laura und Björn starten mit dem smartcom ins neue Jahr
Wie auch in den letzten Jahren wurde in Lauras Patchwork-Familie zu Weihnachten gewichtelt. Laura hat das Geschenk von Onkel Herbert gezogen, ein Coaching-Armband namens „smartcom“ inklusive Bluetooth-In-Ear-Knopf. Heute ist Lauras erster Arbeitstag nach dem Jahreswechsel und sie ist schon fast aus dem Haus, als ihr das Geschenk einfällt. Keine Ahnung, was das wirklich ist und kann. Eine Gebrauchsanweisung war jedenfalls nicht dabei. Auf einer beiliegenden Karte hieß es nur „dieses intelligente Tool hat das Potenzial, Ihr Leben vom Kopf auf die Füße zu stellen“.
Ein Tool, besser als jeder Neujahrsvorsatz
Onkel Herbert meinte: „Wenn du das trägst, kannst du Neujahrsvorsätze getrost vergessen. Du wirst genau die Anregungen bekommen, die dich im jeweiligen Moment weiterbringen. Mit der nötigen Offenheit und Bereitschaft, neue Perspektiven einzunehmen, findet Entwicklung dann wie von selbst statt.“ Sie hätte es googeln können. Die Zeit hat sie sich allerdings nicht genommen. Björn hat das getan. Er hat von einem Freund über dieses Armband viel Gutes gehört und hat es sich, nachdem er einige Rezensionen dazu gelesen hat, im Internet bestellt. Jetzt starten Laura und Björn in den ersten Arbeitstag des neuen Jahres. Sie haben irgendwie Lust auf „neu und anders“, legen das Armband an und stecken sich den Knopf fürs Ohr in die Tasche.
Autofahren im Modus „Dankbarkeit“
Als Björn ins Auto steigt und den Motor anlässt, erscheint auf seinem Armband der Schriftzug „FairDrive“. Björn bestätigt neugierig die Funktion und folgt der Anweisung, den In-Ear-Knopf ins Ohr zu setzen. „Bereit für ein kleines Experiment?“ Björn bestätigt. „Stell dir vor, Björn, du wärst der glücklichste Mensch auf dieser Erde und wolltest andere Menschen deine Dankbarkeit spüren lassen. Fahre jetzt genau so durch die Stadt.“ Björn bestätigt. Als er im Kreisverkehr der Umgehungsstraße ist, nimmt er das Tempo ein wenig zurück, um dem Lkw, der in den Kreisverkehr einfahren möchte, die Vorfahrt zu lassen. So einen Brummi wieder in Gang zu bringen, wenn er einmal steht, dauert schließlich. Das überrascht heitere Gesicht des Fahrers lässt ahnen, dass dieser die freundliche Geste gerne annimmt, jedoch keineswegs gewohnt ist.
Freundlichkeit als Energiespender
Auf der vierspurigen Straße in die City hat sich auf der rechten Fahrbahn eine Fahrerin hinter dem Müllauto „festgefahren“. Björn bremst vorsichtig ab und ermöglicht ihr, sich in den laufenden Verkehr auf der linken Spur einzufädeln. Sie bedankt sich lächelnd im Rückspiegel. Björn ist überrascht, wie gut sich das anfühlt. Mit jeder weiteren Aktion steigt sein Energieniveau und er kommt gut gelaunt im Büro an. Auf dem Weg aus der Tiefgarage sieht er aus dem Augenwinkel eine Kollegin. Er hält ihr die Tür auf und signalisiert ihr wartend, sich Zeit zu lassen. Als die Kollegin an der Tür ankommt, lächelt sie ihn freundlich an und wünscht ihm einen guten Tag.
Sieh die Schönheit in mir
Laura ist eben im Büro angekommen und begegnet, oh Schreck, als Erstes der Kollegin, die sie nun so überhaupt nicht leiden kann. Ihrer Meinung nach will die Kollegin sich häufig wichtigmachen. Eben entfernt diese den Keil unter einer Verbindungstüre im Flur und kommentiert: „Diese Tür muss offen bleiben. Das haben wir doch nun schon so oft besprochen.“ In Laura steigt Ärger hoch. Sie fasst die Worte der Kollegin als einen persönlichen Angriff auf. Ihr Armband vibriert und ein Blick darauf zeigt die Aufschrift „Sieh die Schönheit in mir“. Laura erinnert sich an ein Lied mit diesem Titel, in dem es darum geht, immer das Beste im anderen zu erkennen. Jetzt fällt ihr ein, dass die Kollegin die Beauftragte für Arbeitssicherheit ist. Sie möchte sicher nur ihren Job gut machen und wünscht sich wahrscheinlich Unterstützung. „Wenn es mir wieder auffällt, nehme ich den Keil beim nächsten Mal raus“, antwortet Laura und zaubert der Kollegin ein dankbares Lächeln aufs Gesicht. Kleiner Aufwand – große Wirkung.
Pausen machen schneller
Björn sitzt schon seit zwei Stunden wie gebannt über seiner Präsentation für den Vorstand. Er bemerkt weder Müdigkeit noch Durst. Mit leichtem Vibrieren meldet sich das Modul „Trinkpause“ auf seinem Armband. Er setzt den Knopf ins Ohr und bestätigt. Eine freundlich zugewandte Stimme ermuntert ihn: „Mach mal eine Trinkpause, Björn, dein Anspannungsniveau übersteigt das gesunde Maß und dein Körper braucht Wasser“. Er schiebt den Laptop beiseite und trinkt am offenen Fenster schluckweise ein Glas Wasser. Dabei nimmt er, wie von smartcom empfohlen, zehn bewusst tiefe Atemzüge. Er wird angeleitet beim Einatmen bis vier und beim Ausatmen bis sechs zu zählen. Nach ein paar Minuten erscheint auf seinem Armband eine lächelnde Sonne. Das hat richtig gut getan. Björn schließt das Fenster und macht sich deutlich entspannter wieder an die Arbeit.
Der Empathie-Modus ist oft die bessere Wahl
In der Mittagspause trifft Laura Max. Sie haben zusammen studiert und sind seitdem gute Freunde geblieben. Max erzählt ihr von einem Konflikt in der Familie. Gerade hat Laura kommentiert: „Ich kann deinen Schwager auch verstehen“, als auf ihrem vibrierenden Armband ein Grummel Smiley erscheint. Als sie intuitiv auf das Symbol klickt, blinkt dort die Aufforderung „Empathie-Modus“ auf. Bei ihren nächsten Worten: „Bist du traurig, dass sie in diesem Jahr nicht mit euch gemeinsam in den Urlaub fahren wollen?“ entspannt sich Max sichtlich und er schüttet ihr voller Vertrauen sein Herz aus. In der warmen Verbundenheit, die entsteht, öffnet sich jetzt auch Laura und erzählt von einem Streit mit ihrem Freund. Die beiden fühlen sich miteinander so richtig wohl. Leider ist die Mittagspause viel zu schnell vorbei. Laura und Max verabreden, bevor sie sich verabschieden, gleich ein nächstes Treffen.
Geben, was wir brauchen
Am Nachmittag ist es so weit. Björn hält als Experte für internationales Recht seinen Vortrag vor dem Vorstand. Nach einer halben Stunde unterbricht ihn der Vorstandsvorsitzende gereizt mit den Worten: „Was sie da erzählen, habe ich in zwei Stunden schon wieder vergessen.“ Björn schwankt zwischen Enttäuschung und Ärger. Wertschätzung hat er sich anders vorgestellt. Sein smartcom vibriert. Auf dem Display erscheint ein weinendes Kind. Blitzartig versteht er, dass die kritischen Worte ihn in eine alte Situation mit dem Vater, dem er es nie recht machen konnte, zurückversetzt haben. Über den Knopf im Ohr bekommt er die Regieanweisung: „Gib, was du brauchst.“ Entschlossen nimmt er allen Mut zusammen und erwidert: „Ich höre, dass sie mit meinem Vortrag nicht zufrieden sind. Wie müsste er denn sein, damit sie ihn wertschätzen könnten?“ „Ich brauche mehr Überblick und weniger Details“, antwortet der Vorstandsvorsitzende. Björn bedankt sich für das Feedback und reduziert, so gut er kann, die Detailtiefe seines weiteren Vortrags. Er hat etwas Wichtiges gelernt und letztendlich einen souveränen Eindruck hinterlassen.
Schokolade zur Entspannung
Der erste Arbeitstag ist geschafft. Laura schließt ihre Wohnungstür auf, hängt die Jacke an die Garderobe im Flur, stellt ihre Tasche im Arbeitszimmer ab und nimmt sich aus dem Schrank im Wohnzimmer eine Tafel Schokolade und die Tüte Chips. Sie reißt die Tüte auf und öffnet die Tafel Schokolade. Als sie sich eben am Tisch stehend das erste Stückchen Schokolade in den Mund stecken will, fällt ihr Blick auf die leuchtende Alarmglocke an ihrem Handgelenk. Ihr Armband vibriert. Intuitiv drückt sie auf das Symbol und das Kopfhörersymbol erscheint auf ihrem Armband. Sie setzt den Knopf ins Ohr und hört: „Kann es sein, dass du angespannt bist? Bitte richte das, was du gerade essen willst, auf einem Teller an und setze dich damit hin. Nimm dir dann einen Moment Zeit, zu spüren, wie du dich gerade fühlst. Du kannst dann gleich mit dem Essen beginnen“.
Schamalarm bei Laura
Laura setzt sich mit den angerichteten Snacks auf ihr Lieblingssofa, bestätigt für den nächsten Schritt und bemerkt ein Unwohlsein. Als sie weiter forscht, fällt ihr die Situation im Büro ein, in der ihr Chef heute kritisch anmerkte: „Das war wohl eine Suggestivfrage.“ Laura bemerkt jetzt, dass das Scham in ihr ausgelöst hat. So eine kleine Situation!? Die hatte sie längst „weggepackt“. Sie ist selber erstaunt. Laura bestätigt die Frage: „Bist du bereit, das Gefühl für zwei Minuten zu fühlen?“. Ganz schön heftig, das Gefühl. Dass sie das in der Situation gar nicht bemerkt hat! Die zwei Minuten sind um und auf ihrem Armband erscheint ein Herz. Als sie es drückt, hört sie wunderschöne Musik und die Worte: „Du bist ein wunderbarer Mensch und du hast ohne Wenn und Aber uneingeschränkt Zugehörigkeit, Liebe und Wertschätzung verdient – alles andere ist eine erfahrungsbedingt falsche Annahme in deinem System.“ Laura drückt noch ein paarmal auf das Symbol „Wiederholen“. Das tut so gut. Smartcom gibt grünes Licht und Laura greift mit Ruhe und Genuss zu Schokolade und Chips.
Es gibt bessere Mittel als Bier gegen Erschöpfung
Mann, das war auch für Björn ein ganz schön anstrengender Tag. Björn geht es ähnlich mit der Flasche Bier, die er auf dem Weg in die Wohnung aus der Kiste im Flur mitgenommen hat. Nach einem vergleichbaren Durchlauf mit smartcom, wie ihn eben Laura gegangen ist, bemerkt er, wie erschöpft er ist und er entscheidet sich, sich zunächst mit dem Krimi, den er gerade liest, in seinem Lieblingssessel eine Ruhepause zu gönnen. Das Bier hat er erstmal im Kühlschrank zwischengeparkt. Vielleicht wird er es später trinken. Beim Lesen schläft er ein, und als er nach einer knappen Stunde wieder wach wird, beschließt er früh ins Bett zu gehen. An das Bier hat er gar nicht mehr gedacht.
Laura und Björn legen beim Zubettgehen das smartcom ab und fragen sich, welche Funktionen sie in nächster Zeit noch entdecken werden.
1 Kommentar zu Smarte Unterstützung für gelungene Kommunikation
Ich trage dieses Armband auch 😉