Die meisten Menschen kommen zu mir, weil sie lernen möchten, anderen noch besser zu erklären, was an ihnen falsch ist. Und sind dann überrascht, dass die Veranstaltung ganz anders läuft, als sie dachten. Sie stellen plötzlich fest, dass es auch ihre eigenen Denkweisen und Muster sind, die einer guten Kommunikation im Wege stehen.
Damit Kommunikation gelingt, hat Marshall B. Rosenberg die vier Schritte der Gewaltfreien oder Wertschätzenden Kommunikation (GfK) entworfen:
Diese vier Schritte sind ein geeignetes Mittel, um unsere Aufmerksamkeit wegzulenken von dem „Wer hat Recht?“ und „Wer hat Schuld?“ hin zu der Frage: „Was sind die konstruktiven, lebensdienlichen Elemente zwischen dir und mir, mit denen unsere Kommunikation gelingen kann?“
Das vermittele ich in meinen Seminaren. Es geht darum, dass Menschen zunächst einmal lernen, wahrzunehmen, welche Gefühle und Bedürfnisse sie haben. Viele wissen das nicht und sind völlig überrascht von der Vielfalt der Gefühle, die wir empfinden können.
Die meisten haben sich bisher nur wenig mit ihren Bedürfnissen auseinandergesetzt, manche haben sogar Schwierigkeiten, diese überhaupt wahrzunehmen.
Sobald das gelungen ist, wartet eine herausfordernde Erkenntnis: Wir sind für unsere Bedürfnisse und Gefühle verantwortlich!
Eine zweite – entlastende – Einsicht: Wir sind nicht verantwortlich für die Gefühle und Bedürfnisse der anderen.
Einer der wichtigsten Begriffe in der GfK heißt Empathie. Ohne Empathie kann Kommunikation nicht gelingen.
In dieser Hinsicht gibt es zwei Typen von Menschen: Die einen müssen lernen, selbstempathischer zu sein, weil sie eine schlechte Eigenwahrnehmung haben, und es gibt Menschen, die eher lernen müssen, sich in die Schuhe anderer zu stellen – ihre Empathiefähigkeit ist sozusagen ausbaufähig.
Sie lernen im Seminar, die Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen. Manche schrecken davor zurück. Sie wollen sich vor Erwartungen schützen und denken: Wenn ich weiß, der andere braucht dieses oder jenes, dann bin ich „dran“.
Erleichternd und hilfreich ist es dann für sie, zu erfahren: Wenn wir die Bedürfnisse anderer wahrnehmen und vielleicht auch spiegeln, sind wir trotzdem nicht automatisch dafür verantwortlich, dass diese Bedürfnisse auch erfüllt werden.
Letzten Endes geht es darum, mehr Lebensfreude zu gewinnen, indem wir Dinge „beim anderen lassen“ können.
Manchmal sind wir mit dem Verhalten eines anderen und seinen – manchmal nicht sehr freundlichen Äußerungen – nicht einverstanden.
Dennoch die Gefühle und Bedürfnisse dahinter wahrzunehmen und unsere Aufmerksamkeit dorthin zu richten, führt dazu, dass die Kommunikation an dieser Stelle gelingt.
Ein Seminarteilnehmer sagte dazu: „Dieses Beobachten, ohne zu bewerten und zu interpretieren – und wenn ich denn interpretiere und bewerte, mir dessen bewusst zu sein –, allein, wenn ich das schaffe, habe ich einen Quantensprung in meiner Kommunikation gemacht.“
Genauso wichtig ist es, unsere Kommunikation mit klaren Bitten abzuschließen. Daran scheitert es leider oft.
Meist reden wir über uns, was wir uns vorstellen und was wir gerne möchten, aber wir schaffen es nicht, mit einer klaren Bitte auf den Punkt zu kommen, die den anderen handlungsfähig macht.
In einem Seminar äußerte eine Frau ihrem Mann gegenüber: „Ich möchte gern, dass du auch einen Teil der Verantwortung übernimmst und auch meine Bedürfnisse siehst.“ Er antwortete: „Aber was genau soll ich denn tun?“
Das heißt, die anderen brauchen eine klare Handlungsstrategie, die wiederum dazu beitragen kann, unser Bedürfnis zu erfüllen. Erst dadurch wird unser Gegenüber handlungsfähig und kann sagen: „Ja, das mache ich.“ oder „Nein, das möchte ich nicht.“
Dann kann man in einen Aushandlungsprozess eintreten, in dem die Gefühle und Bedürfnisse beider Seiten betrachtet werden. Möglichweise findet sich eine Strategie, die für beide passt. Oder sie sagen: „Nein, an dieser Stelle finden wir nicht zusammen.“ Auch das kann passieren.
So lautet der Untertitel des Buches, in dem uns Rosenberg die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation ans Herz gelegt hat. Sie sind ein Sprachmodell, kein Selbstzweck. Es soll nicht stereotyp angewandt werden, sondern unsere Wahrnehmung lenken und kanalisieren.
Wir lernen im Prinzip auf drei verschiedenen Ebenen:
Einerseits lernen wir ein Sprachmodell kennen, das uns in der Kommunikation Orientierung gibt, das unseren Blick auf lebensdienliche Aspekte lenkt, nämlich die Gefühle und Bedürfnisse.
Auf der anderen Seite arbeiten wir an der Transformation persönlicher Muster. Dadurch wird uns klar, an welchen Stellen wir – oft biografisch bedingte – Muster mit einbringen, Hebel sozusagen, die umgelegt werden und uns eng werden lassen in der Kommunikation.
Zum Dritten geht es darum, dass wir eine wertschätzende Haltung entwickeln, die von Respekt den anderen und uns selbst gegenüber geprägt ist.
Den Mut zu fassen, uns mit den eigenen Gefühlen zu verbinden – auch mit Gefühlen, die wir nicht als angenehm empfinden, zum Beispiel mit Traurigkeit oder Hilflosigkeit, und festzustellen, dass wir dadurch nicht, wie wir glauben, Kraft verlieren –, schenkt uns vielmehr Kraft und macht uns stark.
Wenn wir es schaffen, uns verletzlich zu zeigen, ist das ein Zeichen von Größe.
Unsere Bedürfnisse zu spüren, zu erkennen, wie wichtig es uns ist, authentisch sein zu dürfen, autonom sein zu dürfen, wie wichtig uns Kommunikation auf Augenhöhe ist – gerade auch im Geschäftsleben–, wie gerne wir als Menschen gehört werden, wie wichtig uns Wertschätzung und Vertrauen sind und wie sehr wir uns Sinn wünschen in unserem Leben, Sinn und Entwicklungsmöglichkeiten.
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